“Es liegt was in der Luft….”
Duftbegegnungen von Pflanzen und Menschen mit einer Demenz
Mit einer Demenz zu leben und Menschen mit einer Demenz zu begleiten stellt eine große Herausforderung dar. Vieles was im Leben Halt und Sicherheit vermittelt, bricht weg, kognitive Ressourcen schwinden.
Gegen die Ursachen einer Demenz ist zunächst meist kein Kraut gewachsen, das stimmt. Dennoch gibt es Möglichkeit den Duft der Pflanzen, die ätherischen Öle in vielen Formen anzubieten und anzuwenden. Denn Düfte wirken auf unsere Emotionen ein und wecken Erinnerungen.
Der Vortrag soll einen Einblick geben in die ganzheitliche Duft- Begleitung von Menschen mit einer Demenz im Alltag. So wird ersichtlich, dass der Einsatz von duftenden Anwendungen zu einer Steigerung des Wohlbefindens und der Lebensqualität für Betroffene und Begleitende führt.
Gute Gründe
Aromatherapie und -pflege sind ein Teilgebiet der Phytotherapie. Die ätherischen Öle und damit der Duft gehört unmissverständlich zur Pflanze, er charakterisiert die Pflanze, gehört mit zur Signatur einer Pflanze, wird als das Essenzielle, das Wesentliche einer Pflanze beschrieben. Ätherische Öle sind Inhaltsstoffe der Pflanze, die im Sekundärkreislauf gebildet werden, um dann in vielen verschieden Ölbehältern,-drüsen und -haaren gespeichert zu werden. Ich denke wir alle wissen, dass die Pflanze ätherische Öle bildet, um sich zu schützen, vor klimatischen Bedingungen, Bakterien und Fressfeinden, aber auch um miteinander zu kommunizieren.
So ist der Duft eine nonverbale Kommunikationsform im Pflanzenreich. Informationen werden von einer zur anderen Pflanze oder auch von Pflanze zu Tieren und Pflanze zum Menschen weitergegeben. Das ist der erste Punkt, warum ich die Düfte so wunderbar finde für die Pflege und Begleitung von Menschen – ich kann sie als nonverbale Kommunikationsform nutzen.
Haben Sie sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, warum wir Menschen uns mit den Pflanzen so verbunden fühlen? Ein kleiner Artikel von der Schweizer Wissenschaftlerin Floriane Köchlin aus dem Buch „Jenseits der Blattränder“ brachte mich auf den Gedanken.
Wir sind mit den Pflanzen verwandt. Wir stammen von einer Zelle ab, die sich zunächst im Urmeer, dann an Land immer mehr spezialisiert hat, bis eine unterschiedliche Entwicklung von Pflanze und Tier und Mensch geschah. Diese Verwandtschaft auf Zellebene von Pflanzen, Tieren und Menschen, die besteht, seit es Menschen auf dieser Erde gibt, ist der zweite Grund, warum ich die Düfte gerade für Menschen in besonderen Lebensphasen wertvoll finde. Wir sind mit- und aneinander gewachsen, haben uns gemeinsam ent-wickelt. Entwicklung geschieht bis zu unserem letzten Atemzug.
Wenn man nun einen Menschen fragt, was er macht, wohin er geht, wenn es ihm nicht gut geht, so bekommt man meist die Antwort:“ Ich gehe in die Natur, ans Meer, in den Wald, durch die Wiesen oder arbeite im Garten.
Die Natur ist unsere wertvollste Ressource, hier können wir Kraft tanken, hier kommen wir wieder zur Ruhe, die Schönheit wirkt auf uns und berauscht unsere Sinne. Der Rhythmus der Natur bringt uns wieder in Einklang. So kann die Natur lebenslang unsere Resilienz stärken und ist immer vorhanden. Wir müssen sie nur nutzen. Das ist der dritte wertvolle Grund, warum der Einsatz von Pflanzen in der Pflege Selbstheilungskräfte weckt und uns stabilisieren kann. (…und natürlich sind es auch die Terpene des Waldes, die unsere Killerzellen aktivieren und das Immunsystem stützen.)
Ja und dann ist da die wirklich oft sehr subtile, mysteriös scheinende, wundervolle und zauberhafte Wirkung des Duftes.
Ein Duft kann ein Tor öffnen in die Weiten unserer Erinnerung, uns in längst vergangene Zeiten zurückversetzen und uns so noch einmal mit der eigenen Biografie verbinden. Das, was als Kind vielleicht als belastend erlebt wurde, kann mit Abstand betrachtet werden und verliert dadurch an Schrecken. Der Geruchsinn und die Wirkungen eines Duftes auf das Gehirn sind inzwischen gut erforscht und belegt. Düfte wecken nicht nur Erinnerungen, sie wirken auch auf unsere Stimmungen, regen an, entspannen, motivieren, mobilisieren, zaubern uns ein Lächeln ins Gesicht und können, wenn sie uns unangenehm sind, genauso gut Ekelgefühle und Fluchtgedanken auslösen. Somit gibt es also noch einen vierten guten Grund für den Einsatz der Natur in Form der ätherischen Öle, vor allem auch für Menschen mit einer Demenz.
Ich weiß, es gibt noch viel mehr gute Gründe, wie natürlich die gesundheitsfördernde Wirkung der ätherischen Öle bei vielen körperlichen Beschwerden, gerade auch in der Onkologie und in der palliativen Begleitung, genauso wie Kopfweh bei Wetterfühligkeit oder einer unkomplizierten Erkältung. Sie sehen es gibt eine große Spannbreite und die vielfältigsten Einsatzgebiete.
Demenz
Nun möchte ich zum eigentlichen Thema kommen, den Menschen mit einer Demenz.
Beginnen möchte ich mit einigen Fakten:
In Deutschland leben zurzeit 1,8 Millionen Menschen mit einer Demenz. Ich könnte mir vorstellen, dass es noch mehr sind. Es dauert, bis eine Demenz wirklich diagnostiziert ist.
Bis zum Jahre 2050 sagt uns die Wissenschaft einen Anstieg von Menschen mit Demenz auf 2,4 – 2,8 Millionen voraus. Ob dies wirklich eintreten wird, bleibt abzuwarten, eine Abnahme ist jedenfalls unwahrscheinlich.
Begleitet wird eine Demenz oft von Depression und sozialem Rückzug. Die Menschen vereinsamen in ihrem Zuhause und bleiben ohne Hilfe.
Hinzu kommt, dass angebotene Hilfe oft nicht angenommen werden kann, da eine Einsicht über den tatsächlichen Stand der Dinge bei den Betroffenen nicht vorhanden ist.
„Nein, ich brauche keine Hilfe beim Einkauf, das mache ich morgen selbst.“
„Ich wasche alle drei Tage meine Haare, gestern habe ich es gerade noch getan.“
Menschen mit einer Demenz können aus dem Moment heraus sehr einfallsreich sein und die Situation „managen“ Man merkt zunächst überhaupt nicht, dass die Aussagen weit entfernt von jeglichen Tatsachen sind.
So stellt die Begleitung von Menschen mit Demenz im häuslichen Umfeld eine große Herausforderung dar.
Trotzdem werden 75 % der Erkrankten von ihren Angehörigen zu Hause versorgt. Was dies wirklich bedeutet, kann man sich nur vorstellen, wenn man selbst davon betroffen ist.
Die Bundesregierung hat mit 75 weiteren Akteuren eine nationale Demenzstrategie auf den Weg gebracht. Von 2020 bis 2026 werden viele Projekte, gefördert, gestützt, entwickelt. Man will Menschen mit einer Demenz mehr „in die Mitte der Gesellschaft“ bringen. Dies gilt für viele Bereiche und ich denke es ist noch sehr viel Aufklärungsarbeit und Sensibilisierung an öffentlichen Stellen, wie Ämtern, Polizei und Krankenhäusern, aber auch an der Supermarktkasse, beim Friseur, in öffentlichen Verkehrsmitteln und im Straßenverkehr notwendig.
Es liegt an uns, das Bild von Demenz gemeinsam zu verändern, um die Angst vor der Diagnose zu verringern und das Verstecken überflüssig zu machen.
Aufgabe der Aromapflege innerhalb der Begleitung
Ein Ansatz, der mich u. a. sehr überzeugt hat, ist der personenzentrierte und -orientierte Ansatz nach Tom Kitwood. Kitwood war ein englischer Sozialpsychologe und Gerontologe, später auch Professor für Demenzpflege und Psychogerontologie an der Bradford Universität. Er leitete einen Paradigmenwechsel ein, sodass der Blick in der Pflege von Menschen mit Demenz geweitet wurde und von den rein pflegerischen, körperlichen Maßnahmen gelenkt wurde zu einer positiven Sozialpsychologie, hin zur Beziehungspflege und der vollständigen Anerkennung der Person mit Demenz. Von ihm stammt die Blume mit den Bedürfnissen, die erfüllt werden wollen und für deren Erfüllung Menschen mit Demenz unsere Unterstützung brauchen.
Er gibt 12 türöffnende Handlungsanweisungen für das In-Beziehung-treten an und hier möchte ich die Aromapflege in zwei dieser Bereiche einordnen:
• Stimuliere seine Sinne, lass ihn genießen und sich entspannen.
• Schaffe eine sichere und fördernde Umgebung
Tom Kitwood hat sich sehr mit dem Begriff des Wohlbefindens von Menschen mit Demenz auseinandergesetzt. Er definiert sich hier vollkommen anders als unser Begriff des Wohlbefindens.
Wie kann ich also erreichen, dass die Menschen von einem Gefühl der Rastlosigkeit, des ständigen überrannt Werdens, der Hilflosigkeit, Verzweiflung und Panik in ein Gefühl der Harmonie, der Verbundenheit und des Friedens kommen?
Denn nur dann öffnet und weitet sich der Blick wieder, wir können den Menschen erst hier wieder erreichen und abholen.
Erst dann ist er wieder offen dafür mit uns zu interagieren.
Geruchswahrnehmung
Bevor wir zu den Pflanzendüften kommen, möchte ich kurz auf unsere Fähigkeit des Riechens eingehen.
Ein Duft, bzw. die chemischen Moleküle, die in uns das Gefühl eines Duftes hervorrufen, steigen uns in die Nase.
Nun passiert folgendes:
- Entschlüsselung der Moleküle an den Geruchsrezeptoren
- Die Erkennung und Zuordnung des Geruchs im Gehirn
- Das Merken und Speichern – memorisieren des Geruchs
Zunächst realisiere ich also: Ich nehme einen Duft wahr. Dann erkenne ich: Der Duft stammt von der Zitrone. Des Weiteren merke ich mir das dieser Duft zu dieser Zitrone gehört, memorisiere also das Gelernte. Steigt mir beim nächsten Mal Zitronenduft in die Nase, verbinde ich diesen Duft mit der Zitrone.
Die Geruchsleistung besteht also aus:
- Detektion: „Ich rieche etwas.“
- Identifikation: „Es riecht nach.“
- Diskrimination: „A riecht anders als B.“
- Memorisation: ” Ich merke mir das Gerochene.”
Bei Menschen mit einer Demenz geht das Memorieren verloren. Wie ein Ding riecht, kann man sich nicht mehr vorstellen und erkennen. Folglich können Düfte nicht beim Namen genannt werden. Dies ist auch nicht wichtig, denn auf die Wirkung kommt es. Also darauf, was der Duft im Menschen auslöst. Zudem geht eine Parkinson Erkrankung sowie die Alzheimer Demenz mit einem frühen Geruchsverlust einher. Man sagt, schon ca. 10 Jahre bevor die Krankheit ausbricht, können bestimmte Düfte nicht mehr wahrgenommen werden.
Trotz alledem mache ich sehr positive Erfahrungen in der Duftarbeit. Eine Duftwahrnehmung ist in den meisten Fällen vorhanden. Die Düfte gelangen ins limbische System, unserem Reptiliengehirn, hier sind frühe und vegetative Funktionen verankert. So beeinflusst ein Duft die Stimmung, was, wenn ich von positiv empfundenen Düften ausgehe, zu mehr Motivation und sozialer Interaktion führt. Zudem können Erinnerungen ausgelöst werden. Man kommt ins Gespräch über einen Duft. Dies fördert und unterstützt die Biographiearbeit.
Hinzu kommt die positive Haltung, die wir als Anbietende den Düften und Menschen gegenüber einnehmen. Auch dies zeigt Wirkung. So wird das Vertrauen in die Wirkung gefördert. Man erwartet positives von der Duftpflanze und transportiert diese Haltung auch. So fördert der Placebo Effekt die Selbstheilungskräfte.
Zusammengefasst sprechen wir von folgenden Wirkmechanismen:
• Hedonik: gefällt mir oder gefällt mir nicht
• Semantik: der Proust Effekt oder die Erinnerung die durch den Duft ausgelöst wird
• Placebo Effekt: die persönliche Erwartungshaltung
• Pharmakologischer Mechanismus: wirkt bei allen Menschen gleich
Begegnung vom Pflanzenduft und Menschen mit einer Demenz
Integrale Osmologie
Ein Instrument, welches ich in meiner Arbeit nutze, ist die Integrale Osmologie nach Martin Henglein.
Martin Henglein war Pionier im Bereich der Aromakunde, hat gelernt in England und in Frankreich und in den 90ziger Jahren die Integrale Osmologie und den Duftkreis entwickelt. Er versuchte Grenzen verschiedener Disziplinen wie Psychologie, Philosophie, die chinesische Lehre, Mythologie und vieles mehr zu überschreiten, Gemeinsamkeiten aufzuzeigen und die Gebiete damit zu verbinden.Der Duftkreis ist ein Modell, in dem sich viele verschiedene Sichtweisen treffen. Angefangen von den Elementen, Jahreszeiten, Jahresfeste, Planeten, Sternzeichen mit den dazugehörigen Biostrategien, Temperamente, bis hin zu chinesischen Sichtweisen. Kennzeichnend sind die vier Eckpunkte, denen die vier ätherischen Öle Rosmarin, Bergamotte, Geranium und Patchouli zugeordnet sind. Es entsteht eine horizontale (Feuer- Wasser) und eine vertikale Achse (Licht – Erde). Die Unterteilung der Quadranten erfolgt dann in dreier-Einheiten, welche nochmals in drei Felder geteilt werden. Auch eine dreifache Unterteilung von außen nach innen ist gegeben – Schale – Frucht – Kern. In der Mitte die Rose, als transformierende Kraft.
Nimmt man nur die 12 Eckdüfte ergeben sich folgende Düfte:
Jede Pflanze, jeder Duft steht für eine besondere Qualität, die uns, als Menschen, angeboten wird.
Verdeutlichen möchte ich dies einmal an den vier Eckdüften, auch die vier archetypischen Düfte genannt, die zusammen mit der Rose und der Kamille römisch wie eine Gesamtheit darstelle
Vier archetypische Düfte:
• Rosmarin cineol – Feuer – Willenskraft, Ich- Cholerik
• Bergamotte – Luft – Leichtigkeit – Sanguinik
• Geranium – Wasser – Weichheit, Flexibilität, Du – Phlegmatik
• Patchouli – Erde – Halt, Sicherheit – Melancholik
Die Integrale Osmologie arbeitet auf drei Ebenen und verfolgt als erstes Ziel immer die Stabilität des Menschen.
Nur wenn die Grundbedürfnisse befriedigt sind, kann man auf das nächste schauen. Hier besteht wieder ein Zusammenhang mit Tom Kitwood und der Bedürfnisblume.
Unterteilt man den Duftkreis in der Mitte senkrecht in zwei Hälften ergibt sich daraus eine der chinesischen Philosophie entsprechende Yang Seite und eine Yin Seite. Ätherische Öle, die auf der Yang Seite stehen bringen eben auch diese Qualitäten mit, gehören zu den kräftigenden, aktivierenden Düften, die auf der Yin Seite stehen eher zu den entspannenden, hingebenden und schützenden Düften.
“Duftkreisarbeit bedeutet also seine Informationen ganzheitlich zu ordnen.”
(Zitat Martin Henglein)
Das Ziel dabei ist, dem Menschen mit den Pflanzendüften ein Angebot zu machen, das sie in ihre Mitte und damit ins Gleichgewicht bringen kann. Aufgabe der Begleitung ist es, eine größtmögliche Stabilisation des Menschen zu erreichen.
Wie sieht „Duftarbeit“ und der Dialog zwischen Mensch und Pflanzenduft nun konkret aus?
Der erste Duftdialog
• Gerne im Beisein von vertrauten Personen wie Angehörigen oder Pflegepersonen
• Ansprache mit Schultergriff, Vorstellung und Ankündigung für das, was kommt
• Bei bettlägerigen Bewohnerinnen ein dreimaliges Ausstreichen des ganzen Körpers
• Nacheinander die Präsentation der 4 Eckdüfte auf Riechstreifen
• Zeit geben
• Mit der Entfernung spielen, evtl. noch einmal präsentieren
• Beobachten und Wahrnehmen
• Vorlieben / Abneigungen ab spüren, erkennen
Düfte wirken unmittelbar, der Dufteindruck wird direkt ins Limbische System geleitet, dort löst er unmittelbare Reaktionen aus. Dessen können wir uns nicht verwehren. Nach dem Riechtest und Verabschiedung besprechen wir uns also.
• Besprechung des weiteren Vorgehens mit den vertrauten Personen mit der Frage macht die Duftarbeit Sinn? Was konnten wir beobachten?
• Fragestellung: Was habe ich bemerkt? Was hat sich verändert? Z. B. Kontrakturen entspannen, der/die Bewohnerin verfolgt mein Tuen aufmerksam, entspannt sich und schläft ein, der/die Bewohner*in reagiert auf meine Ansprache, zeigt ein Lächeln, bzw. zeigt Anspannung, die Atmung vertieft sich, dreht sich weg
• Dokumentation der ersten Eindrücke
• Beim 2. Besuch wiederhole ich die Duftproben, mache evtl. eine erste Arm- Handeinreibung oder Fuß- Beineinreibung, Stirnstreichungen
Nun möchte ich kurz noch einmal zur Differenzierung und Auswahl der angebotenen Düfte kommen. Martin Henglein hat uns hierzu noch folgendes an die Hand gegeben:
• Hungerduft – ein Duft auf den großen Appetit besteht, wird durch den Riechtest gefunden
• Helferdüfte – dies sind Düfte von Rose, Myrrhe, Iris, Tulsi, Berglavendel, bei großen Belastungen, zum Ausgleich und wenn sich durch den Riechtest kein Duft erkennen lässt
• Nadelbäume – Thema Verankerung u. Selbstbewusstsein
• Heldendüfte – hierzu gehören die Lippenblüter, sich auf den Weg machen, Neuorientierung, Rosmarin, Lavendel, Thymian, Patchouli
• Schutzdüfte – Amulett-Pomander, Düfte wie Angelikawurzel, Schafgarbe, Tulsi
Alles in allem steht bei der Duftarbeit der Mensch im Mittelpunkt, im Zentrum und wir versuchen auf persönliche Duftreaktionen zu antworten, indem wir durch eine Vorauswahl den Duft anbieten, der für den Menschen in dem Moment zu dieser Zeit größtmögliche Stabilisation bedeutet. Hier liegt die Aufgabe im Pflegebereich – Stabilisation des Menschen durch einen Begleitduft.
Der Mensch im Mittelpunkt:
• Dufttest
• Signatur der Pflanze
• Anwendungsart
• Anwendungszeitpunkt + -dauer
• Eventuelle Helferdüfte
• Notfalldüfte
All dies führt zu Stabilisation + Wohlbefinden!
Der Pflege & Betreuungsalltag
Wie nun kann ich die Düfte für die Menschen im Betreuungsalltag gewinnbringend anwenden?
In erster Linie würde ich sagen: Verschenken Sie Dufttröpfchen!
Als Träger dafür eignen sich die verschiedensten Naturmaterialien. Wenn es ein Begleitduft werden soll, kann man mit Anheftfilzblumen, Sachets oder Duftschmuck arbeiten.
Soll das Dufterlebnis nur temporär sein eignen sich Serviettenblumen, Wollplümmel, Duftzapfen, etc.
Aber auch Ad hoc Einreibungen, die zum Dufterlebnis noch Berührung und Zuwendung geben sowie Hand- und Fußbäder sind wunderbare Anwendungsformen, die Pflanzenduft und Mensch zusammenbringen.
Das Allerwichtigste, wenn ich personenzentriert und ganzheitlich arbeiten möchte ist meiner Meinung nach auf die Reaktion des Menschen auf den Duft zu achten, den Duft als Verbündeten zu sehen, der dem Menschen das gibt, was er gerade zu seiner Stabilisation benötigt.
Was es dabei braucht sind:
• Zeit
• Ruhe
• Behutsamkeit
• Empathie
• Präsenz
• Aufmerksamkeit
Ätherische Öle, die sich außerhalb der Duftkreisarbeit bei Menschen mit einer Demenz besonders bewährt haben sind:
• Lavendel fein oder extra- (Lavandula angustifolia)
• Zitrone (Citrus limon), Bergamotte (Citrus bergamia)
• Rosmarin cineol (Salvia rosmarinus ct cineol), Cajeput (Melaleuca cajeputi), Eucalyptus glob. (Eucalyptus globulus)
• Lavendelsalbei (Salvia lavandufolia), Pfefferminze (Mentha piperitae)
• Schwarzer Pfeffer (Piper nigrum)
• Majoran (Origanum majorana)
• Osmanthus (Osmanthus fragrans)
• Melisse 30% (Melissa officinalis /Lavandula angustifolia))
• Zeder (Cedrus atlantica)
Für alle diese Düfte existiert eine positive Studienlage.
Fazit
Die Arbeit mit den Pflanzendüften ist eine wunderbare Unterstützung im Alltag von Menschen mit einer Demenz. Ich kann viele Situationen durch einen Duft verändern. Dies gelingt sicher nicht immer. Ohne Frage stellt die Begleitung eine große Herausforderung dar und man kommt immer wieder in Situationen, die allein mit einem Duft natürlich nicht zu lösen sind. Jedoch schaffen die Düfte ein wenig Abstand, verleihen Spielraum, geben auch mir, als Begleitung einen Impuls und können relativ leicht in den Alltag integriert werden.
Alles, was wir dazu brauchen, ist:
• Lust am Duft
• Empathie für den Menschen
• Grundlagenwissen über die ätherischen Öle und die Aromapflege
Von daher: “Lasst Blumen sprechen!”
oder